Der Kranentanz im Ättigraben

Wo sich Kräne im Kreise drehen, wächst kein Halm mehr. Auch in Salina Raurica nicht, wo sich zwölf von ihnen in einer Baugrube versammelt haben.

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Der Morgen dämmert, der Tanz beginnt.

Einst soll das Land einer Magdalena gehört haben, heute gehört es Coop. Dazwischen liegen gut und gerne 700 Jahre. Was Magdalena mit diesem Fleck Erde gemacht hat, weiss wohl niemand mehr. Coop errichtet ein Produktionszentrum und schafft zum Leidwesen der Baselbieter Wirtschaftskammer nur 250 neue Arbeitsplätze. Es hätten mehr sein müssen auf diesem kostbaren Landstrich, schimpft der Direktor der Wirtschaftskammer.

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Immer neue Pirouetten.

Zu Magdalenas Zeiten hiess der Flecken «Mägtengraben». Dann, so lehrt uns das Pratteler Heimatbuch, haben die Leute erst das «M» ausgelassen, später das «-g-» verschluckt und weil «Ätengraben» so gar nichts mehr bedeutete, sollen sie das «-en-» zu «-i-» verkürzt haben. Der «Ättigraben» war entstanden – das zweite «–t-» war Zugabe.

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Der letzte Halm muss weichen.

Seit Coop dem Ättigraben mit Baggern und Trax auf die Pelle rückt, stinkt es fürchterlich in der Gegend. Man könnte denken, der Ätti sei es, der so stinkt, weil der alte Griesgram rülpst und furzt, dass Gott erbarm. Doch das ist falsch gedacht. Es ist die nahe ARA, die so stinkt. Es ist auch falsch, weil der Ätti halt eben nur eine verballhornte Magdalena ist.

Bis Coop in zwei, drei Jahren im Ättigraben Schokolade produziert, Wein abfüllt und Sunray-Herrlichkeiten bäckt, ist die nahegelegene ARA hoffentlich saniert, sonst könnte das Sortiment einen schlechten Beigeschmack haben.

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Stadtwärts – an der Salina Raurica-Baustelle vorbei.

All diese Geschichten fallen einem aber gar nicht ein, wenn man mit 120 Stundenkilometern an der Baustelle vorbeifährt und in den Augenwinkeln den Tanz der Kräne wahrnimmt, die Tag für Tag faszinierend ihre Pirouetten drehen und nicht müde werden, bis das Werk vollendet ist. Und man soll ja auch nicht hingucken mit 120 auf dem Tacho. Sonst kracht’s.

Drum immer schön auf die Strasse schauen. Zur Belohnung gibts ein paar weitere Bilder hier:

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Beton füllt die Wunde im Ättigraben auf.

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Eine Skulptur aus Armierungseisen schwebt an ihren Platz.

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Baugrube bitte nicht verschmutzen.

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Es wächst zusammen, was zusammen muss.

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Eine Wand, die schwebt.

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Spiegeleien.

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Ein letzter Kübel vor der Dämmerung.

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