Durness Sizilien

Am 26. April 2002 stieg ich in Zürich ins Flugzeug und flog nach Schottland. Dort hatte ich sechs Jahre zuvor, auf der Heimreise von einer dreiwöchigen Ferientour mit meiner Familie, erstmals die Idee geäussert, zu Fuss von Durness an der schottischen Nordküste nach Basel zu wandern. Meine Frau sass am Steuer des Reisevan, ich lümmelte auf dem Beifahrersitz herum.

«Eigentlich», hatte ich damals gesagt, «sollte man hier nicht mit dem Auto durchfahren. Man müsste wandern.»

«Gewiss», sagte die Frau, «und bis wo dann etwa?»

«Bis Inverness», sagte ich, «nein, bis Edinburgh …, bis Glasgow …»

«Gewiss», sagte meine Frau, «das sollte man – aber lieber ohne mich. Du kannst ja auch bis London spazieren.»

«Ja, und noch weiter: bis Paris, bis Basel. Du könntest dann ein gutes Essen kochen, wenn ich heimkomme.»

«Mach ich», sagte meine Frau, «so üppig, dass Du nachher einen Verdauungsspaziergang brauchst.»

«Einen Verdauungsspaziergang durch die ganze Schweiz, über die Alpen, nach Italien. Immer weiter, bis es nicht mehr geht. Bis Sizilien. Durness Sizilien.»
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«Durness Sizilien.» Es wurde ein Running Gag. Bei jeder Gelegenheit sagte ich «Durness Sizilien». Nicht mehr nur in der Gegenwart meiner Frau, auch im Beisein von Freunden. Meine Frau und ich trennten uns. «Durness Sizilien» blieb.

Und dann eben: Am 26. April 2002 stieg ich ins Flugzeug. Ziel Durness, das heisst: «Durness Sizilien».

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