Sauberes Geld

Znüni-Kaffee in der Landbeiz: Rolf ärgert sich über das Schmiergeld, das die Wirtschaft gegen die Durchsetzungsinitiative einsetzt.

SaubergeldEs gibt schmutziges Geld (unten), und es gibt sauberes (oben)

Ich war vor Rolf da. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht an den Tisch gesetzt, an den er sich offenbar zu setzen pflegt, wenn er so um neun Uhr in die Beiz kommt. Aber es war ganz offensichtlich sein Stammtisch und so sassen wir beide da – zwei leere Stühle zwischen uns – und taten einander nichts zuleid. Im Gegenteil: Wir grüssten uns freundlich, wie sich zwei grüssen, wenn sie einander noch nie gesehen haben und nun am gleichen Tisch sitzen.

Rolf bestellte einen Kaffee und begann ein Gespräch mit der Wirtin. Wahrscheinlich wie auch an anderen Tagen. Zuerst erkundigte sich die Wirtin, wie er die Fasnacht überstanden habe. Rolf sagte, dass er dieses Jahr nicht so viel Gas gegeben habe wie auch schon.

Dann schwiegen sie eine Weile.

Rolf erblickte auf dem Parkplatz in einem Coca-Cola-Firmenwagen einen Vertreter, der seine Unterlagen durchsah. Die Wirtin und er fragten sich, ob er wohl nächstens in die Wirtstube treten werde, um ihr etwas anzudrehen. Der Vertreter blieb aber sitzen und so wechselten die beiden ein wenig das Thema und kamen aufs Bier zu sprechen. Die Wirtin sagte, dass der Service vom Appenzeller Bier dem von Feldschlösschen in nichts nachstehe. Sie sprachen lange darüber und ergingen sich in vielen Details. Ich sah auf dem Zapfhahn, dass die Wirtin Appenzeller ausschenkte.

Dann ging ihnen ein wenig der Gesprächsstoff aus und Rolf blätterte im «20 Minuten». Er winkte die Wirtin herbei und zeigte auf einen kleinen Artikel: «Gegner der DSI im Aufwind». «Sauhünd», sagte Rolf, aber sehr leise.

Die Wirtin schaute auf den Artikel und sagte: «Ui, ich habe den Brief noch nicht abgeschickt.» Rolf mahnte mit sehr gesenkter Stimme: «Musst du aber. Musst du. Ich habs schon lange geschickt.»

Nun flüsterte er fast: «Hast du es gelesen? Jetzt schmiert sogar die Wirtschaft die Gegner der Initiative. Es ist unglaublich: Sie entlassen überall Leute, aber um die Gegner zu schmieren – dafür haben sie Geld.»

Ein interessanter Aspekt in der ganzen Debatte, so überraschend, dass ich meine Diskretion für einen kurzen Moment etwas vernachlässigte. Wirklich nur kurz, aber Rolf hatte gemerkt, dass ich zugehört hatte.

Er schaute mich an und sagte: «Ist doch wahr.»

Nu, wir sassen nun mal am selben Tisch und so sagte ich: «Man hat auch lesen können, dass die Befürworter immer noch mehr Geld zur Verfügung haben.»

Rolf ahnte, dass ich in der Sache wohl eher anderer Meinung war als er und schwieg. Dann sagte er: «Ja, aber das Geld für die Initiative ist das Geld vom Blocher.»

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