Griechischer Sturm

Das musste nun doch noch sein. Ein siebentägiger Ausbrecher auf die Insel Karpathos zu Ntinos, den beiden Marias und ihren Kindern.

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Nach dem Sturm der Sonnenuntergang.

Es hat fast keine Leute mehr hier, ein paar ältere Deutsche noch, die auch seit 30 Jahren herkommen und zwei, drei fast ausverkaufte Läden und dergleichen mehr, wie etwa leere Cafes, Strandbeizen und so. Am Donnerstag, nach der Ankunft, bin ich rumgewandert, hab die Hitze genossen, das Meer, den Geruch, das Chaos überall, und als es Nacht wurde, haben sie in einer Beiz so seltsame Lieder gesungen. Am Freitag auch. Zu essen gab es wieder Fisch und die Leute sagten, morgen gibt’s keinen, da kommt ein Sturm.

Der zeigte sich am Morgen noch nicht, aber als ich von einer Wanderung zurückkam, war es finster bewölkt. Siehst du, haben sie gesagt, der Sturm kommt. Iss noch was, und dann geh hinauf ins Zimmer. Wir sassen da und assen Moussaka und sie sagten, wenn du jetzt nicht gehst, musst du hierbleiben. Ich blieb hocken, bis ein Windstoss alle Stühle wegfegte. Es wurde ziemlich kühl. Wir sammelten alles zusammen, was nicht irgendwie beständigen Halt hatte, und dann beganns zu schiffen, wie man es bei uns nur im Tessin oder bei Alpengewittern erlebt.

Das ging endlos und die Electricity machte auch schlapp. Die Lampen löschten aus, die Kühlschränke und Tiefkühler hörten auf zu summen, dafür heulte das Meer auf. Es peitschte die Wellen hoch, sie spritzten uns nass. Wir verzogen uns ins Haus und die Frauen begannen ungeniert, ihre Kleider auszuziehen und sich in Decken zu hüllen. Der Anblick war etwas seltsam, und es hatte nur Decken für die Frauen. Ich fror ziemlich.

Dann sagte ich, ich würde jetzt ins Zimmer gehen, weil ich dort trockene Kleider hätte (und eine Decke, wie ich wusste). Sie sagten, es sei zu gefährlich, aber ich ging dann doch. Ein Superregen. Ich verkroch mich ins Bett, las auf dem E-Reader «Madame Bovery», die als Geschenk schon draufgeladen war.

Es stürmte die ganze Nacht, wie ich es noch nie gehört hatte. Die Electricity blieb aus und als am Morgen die Nachttischlampe leuchtete, kochte ich einen Nescafe. Dann noch einen und noch einen, dann war die Electricity wieder weg. Zu essen hatte ich so eine Art Zwieback und Käse und zu trinken mehr als eine Flasche Wein. Und schlafen konnte ich, soviel ich wollte. Am Nachmittag kam die Electricity eine Weile und das WLAN funktionierte und so konnte ich mich über die Abstimmungen in der Schweiz aufs Laufende bringen.

Heute war wieder ein wunderbarer Tag, Ich habe eine schöne Wanderung gemacht, bin dann zu den Fischern und wir haben den Sonnenuntergang geschaut, den ich da fotografiert habe. Jetzt, zwei Stunden später, singt wieder einer in einer dieser fast leeren Beizen in den Nachthimmel hinaus. Eine dünne Mondsichel zeichnet einen leichten Schimmer aufs Meer.

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