Wir verblühen wieder schneller

Alle sprechen und schreiben von der steigenden Lebenserwartung der Schweizerinnen und Schweizer. Ja, denkste – sie sinkt.

sonnenblume-2Und wie alt werden zum Beispiel Sonnenblumen?

Wenn dann am Sonntag das AHV-Bashing der Gegner einer durchaus moderaten Rentenerhöhung vorbei und die AHVplus-Initiative abgelehnt ist, kann man sich wieder ein bisschen den Fakten zuwenden. Es gehört gewiss zum Wesen einer Kampagne, dass man Thesen erhärtet, indem man sie unaufhörlich wiederholt. Eben zum Beispiel jener, die besagt, dass wir immer älter werden. Etwas mehr als 72 Jahre für Männer und 79 Jahre für Frauen betrug die Lebenserwartung 1981 und 34 Jahre später (2015) rechnete man mit gut 80 (Männer), respektive fast 85 (Frauen) Jahren. Wenn das so weitergeht, oh Gott, ja dann…

Oh Gott, ja dann … Da wird einem derart Angst und Bange, dass man grad zu denken aufhört. Und sich irgendwie gar nicht überlegt, ob das realistisch ist. Wer öfters mit älteren Menschen zusammen ist, mit Menschen um die 80 oder über 80, der erlebt, wie erfrischend aktiv und geistig rege sie sein können, solange sie nie eine gröbere Krankheit oder ein schmerzhaftes Gebrechen erfasst. Er muss aber auch mitansehen, wie schnell der Lebenswille einbricht, sobald dann doch so ein Schicksalsschlag ins betagte Leben haut. Da macht sich meist eine Lebensmüdigkeit in Körper und Seele bereit, die erschreckend schnell altern und vergreisen lässt. Irgendwann um die 80 oder 85 wird bei den meisten von uns dann irgendwie Schluss mit Zuversicht sein. Da können Statistiken noch so in die Unsterblichkeit verweisen.

Statistik sagt: Lebenserwartung sinkt

Doch in einer Kampagne, wo es darum geht, die einzig zuverlässige Säule unserer Altersvorsorge schlecht zu reden (die 2. und die 3. Säule, an denen Banken und Versicherungen verdienen, serbeln ja viel krasser), haben solche Erwägungen natürlich keinen Platz. Man schwatzt einander einfach nach, was die Statistiken angeblich beweisen. Schlimmer noch: Man schaut die Statistiken schon gar nicht mehr an. Täte man dies – und es gäbe doch Dutzendschaften von Journalisten und Journalistinnen, die dies könnten – so sähe man, dass auch die Statistik eine Trendwende ankündet. Die Lebenserwartung in der Schweiz beginnt offensichtlich zu sinken. Im Jahr 2014 betrug sie für fünfundsechzigjährige Männer noch weitere 19,4 Jahre, 2015 nur noch weitere 19,2 Jahre. Bei fünfundsechzigjährigen Frauen sank die Aussicht der noch zu erwartenden Lebensjahre von 22,4 auf 22,2. So meldet es das Bundesamt für Statistik.

Nun kann man sagen – wenn man sich überhaupt die Mühe nähme, Fakten und Trends nachzugehen – das sei ein zufälliger Knicks in der Statistik. Man könnte sich aber auch fragen, ob es allenfalls Gründe gäbe, dass die Lebenserwartung in der Schweiz wieder sinken dürfte. Es gibt solche Gründe tatsächlich. Ein einziger Journalist ist ihnen nachgegangen, Beat Kraushaar in der «Schweiz am Sonntag». Es bringt jetzt nicht, sie aufzuzählen – besser ist es, Kraushaars Text hier in voller Länge zu lesen.

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