Wenigstens nicht mit dem Schiesseisen

Wenn es so neckisch blitzt vom Strassenrand, war es meist eine Radarfalle. In Muttenz hat das jemand nicht lustig gefunden und den Blitzkasten zertrümmert. Wenigstens seine Glasscheiben.

blechkastenGewalt am Blechpolizisten – es gibt neue Scheiben

Die Franzosen hatten lange Zeit nur wenig übrig für Radarfallen. Als diese dann vor fünfzehn Jahren allmählich flächendeckend eingeführt wurden, konnten sich viele Autofahrer nicht auf Anhieb mit ihnen anfreunden. Es kursierten umgehend abenteuerliche Geschichten von landwirtschaftlichen Traktoren, die mit 110 Stundenkilometern geblitzt worden sein sollen, was natürlich die Glaubwürdigkeit der Kästen nicht eben untermauerte (das mit den schnellen Traktoren ist übrigens auch aus Deutschland bekannt). Jedenfalls: Damals, vor fünfzehn Jahren, nahm die distanzierte Haltung der Franzosen zu ihren Blechpolizisten bisweilen aggressive Züge an, wenn sich wieder einer zu blitzen getraute. So aggressiv, dass mitunter auf die Kästen geschossen wurde mit wahrhaftigen Schiessgewehren.

Nun, soweit sind wir in der Schweiz zum Glück nicht. Aber die Wut kann auch recht grenzenlos sein, wenn eine Radarfalle an einem Ort steht, bei dem der ertappte Verkehrssünder das Gefühl hat, dort gehöre keiner hin. Zum Beispiel an der Birsfelderstrasse in Muttenz, wo man nur 50 fahren darf, obwohl dort kein ausgesprochenes Wohngebiet zu sein scheint. Da kann einem schon mal die Wut hochkommen, wenn es blitzt, wie das die Basler Zeitung schon im Juli festgestellt hat. Nach dem abenteuerlichen BaZ-Artikel hat die Polizei den Kasten auch umgehend wieder weggenommen.

4132 Muttenz, Schweiz


Doch jetzt steht er wieder und tut seine Arbeit. Das heisst. Er blitzt. Und blitzt. Und einer, den es geblitzt hat, ist von der Wut so übermannt worden, dass er offenbar in grossem Zorn an den Ort der Geschwindigkeitsübertretung zurückgekehrt ist mit einem Hammer oder einer Axt oder sonst etwas Gewichtigem in der Hand und auf dem Blechpolizisten eingeschlagen hat.

So war das natürlich nicht gedacht mit dem Blechpolizisten in der Birsfelderstrasse – dass er nämlich mit zertrümmerten Glasscheiben am Strassenrand steht. Deshalb ist nun ein richtiger Polizist hingefahren, einer aus Fleisch und Blut, der die Scheiben seines blechernen Kollegen auswechselt.

Der Mann aus Fleisch und Blut tut dies mit professioneller Gelassenheit. Nicht zuletzt darum, weil – wie er erzählt – der Blitzkasten auch mit zertrümmerten Scheiben seinen Dienst hat wahrnehmen können. Er kann sich sogar vorstellen, dass der wütende Täter irgendwie erfasst worden ist. Das kann er aber nicht mit Sicherheit sagen, weil er die Bilder noch nicht angeschaut hat. Schliesslich muss er zuerst die kaputten Scheiben ersetzen, bevor er sie anschaut. Eins nach dem andern.

Ein bisschen Verständnis für verärgerte Autofahrer, die an dieser Stelle geblitzt werden, scheint er schon zu haben. Irgendwie. Er würde das aber in seiner professionellen Gelassenheit nie so ausdrücklich sagen. Hier hat man ja wirklich das Gefühl, ausserorts unterwegs zu sein, auch wenn weiter unten tatsächlich eine 50er Tafel steht. «Irgendwo muss man die Grenze ziehen», sagt er, «und wenn die Grenze gezogen ist, dann muss man sich daran halten. Dann kann man nicht plötzlich ein Auge zudrücken.» Irgendwann erwische es jeden einmal, sagt der Polizist. Auch ihn hat es schon erwischt. Wenn einer behaupte, es habe ihn noch nie erwischt, sagt er weiter, dann sei er wahrscheinlich ein Verkehrshindernis.

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