Still und seit Jahren verfällt das ehemalige Altersasyl Holdenweid des altehrwürdigen Bürgerspitals Basel im abgelegenen Seitental bei Hölstein. Schade.
Sonnenblumen in Hülle und Fülle
Eisblumen züchten. Das könnte ein Anfang sein. Die «Schweiz am Sonntag» berichtet, dass der ehemalige Leiter des Roxy-Theaters in Birsfelden, Christoph Meury, auf der Holdenweid bei Hölstein Eisblumen züchten will. In der ehemaligen Anstalt der Holdenweid, wo die Stadt Basel einst Kranke und Betagte aus nicht so betuchtem Hause ihren Lebensabend verbringen liess. In der Holdenweid, die es vor einem Jahr zu nationaler Bekanntheit schaffte, weil die Bewohner von Hölstein – angeführt von ihrer Gemeindepräsidentin und heutigen Regierungsrätin Monica Gschwind – sich dagegen wehrten, Asylsuchende in der leerstehenden Anstalt einzuquartieren.
In der Holdenweid also, wo Monica Gschwind mit einer asylpolitischen Boykott-Aktion ihre regierungsrätliche Karriere lancierte, wagen Meury und mit ihm befreundete Künstlerinnen und Künstler einen weiteren Neustart. Einen ganz anderen. Dort, wo jetzt Sonnenblumen blühen, wollen sie Eisblumen züchten. Im Winter halt. So, wie es in der «Schweiz am Sonntag» geschrieben steht, hat die Besitzerin der Liegenschaften in der Holdenweid, Immobilien Basel, eher frostige Zustimmung signalisiert zum Begehren, in diesem Seitentälchen eine Zwischennutzung für Kunstschaffende zuzulassen. So ist es durchaus nachvollziehbar, dass nun erst Eisblumen wachsen sollen und sich das Zukunftslabor mit Künstlerateliers und Gästezimmern erst allmählich entwickeln wird.
Ein Schuh im Gebäude
Wer das Gedeihen von Eisblumen an den Fenstern des ungeheizten Gebäudes beobachtet, kann nebenher auch konzipieren, wo welche Ateliers und Räume eingerichtet werden könnten. Er oder sie hat einen Schuh drin im Gebäude, kann konkrete Vorschläge erarbeiten, kann – wenn es dann wärmer wird und die Eisblumen verblassen – den Weg ebnen, damit die Kultur die Räume erobert und im Lauf des nächsten Jahres nicht nur Sonnenblumen in den Gärten gedeihen. Oder so.
Man soll sich das jetzt auch noch gar nicht so konkret vorstellen müssen. Aber wenn man mal hineingeht ins Tal der Holdenweid, dem Glockengeläut der weidenden Rinder zuhört und die Gewehrsalven vom Schiessplatz im Tal unten über sich ergehen lässt, dann begreift man durchaus, dass es Leute gibt, die diesen Fleck wieder an die Welt anschliessen wollen.