Johannisnacht und Sommermorgen

Am Morgen des 24. Juni erleuchtet die aufgehende Sonne die Krypta des Basler Münsters. Am 19. April neckt sie den frühen Wanderer im römischen Tempel auf der Schauenburgerfluh.

Pfalz MorgenroetePfalz, 24. Juni, 5.20 Uhr

Garstig war das Wetter in den letzten Tagen, zu regnerisch und kühl für einen Sommeranfang. Trotzdem finden sich am Johannistag, dem 24. Juni, auf der Pfalz beim Basler Münster Menschen ein, als die Sonne nach fünf Uhr morgens den Horizont im Osten einzufärben beginnt.

Etwa hundert Leute sind da, Frauen und Männer, Regierungsrat Eymann unter ihnen, auch Roger Thiriet oder Werner Tinner mit der Fahne. Kinder ebenfalls. Die meisten schweigen. Andächtig. Es ist ja kein Fest angesagt, keine Party. Wer spricht, spricht gedämpft.

Der Himmel hellt sich auf über dem Schwarzwald, er rötet sich mehr und mehr. Am Tag, der Johannes dem Täufer gewidmet ist, soll die Sonne präzise in der Zentralachse des Münsters aufgehen und derart in die Krypta scheinen, dass dieser dunkle Ort hell erleuchtet sein wird. Schon die Kelten haben ihre Heiligtümer auf dem Münsterhügel so ausgerichtet, die Römer auch.

Einige – vielleicht auch viele – der Anwesenden kennen das Ereignis schon. Aus früheren Jahren. Die anderen fragen sich, ob es wohl wirklich so besonders sei, was sie erwartet. Das Tageslicht beginnt die Nacht zu vertreiben. Halb sechs vorbei, vom oberen Chorgeschoss ertönt ein Posaunenchor. Die Leute gehen hinunter in die dunkle Krypta und sitzen auf die Stühle.

Pfarrer Kundert liest aus dem Evangelium und erzählt vom Franz aus Assisi und die Leute singen «Die güldene Sonne voll Freud und Wonne …» und dann, nach einer der kürzesten Nächte, die es überhaupt gibt, nach der Johannisnacht, geht sie auf, die Sonne, über dem Schwarzwald irgendwo, und leuchtet in die dunkle Krypta.
Krypta eins
Immer stärker leuchtet sie. Immer heller. Wirklich ein Spektakel.

Krypta zwei

Eine etwas andere Achse haben die Kelten und Römer ausgesucht, als sie das Tempelheiligtum auf der Schauenburgerfluh bauten. Dort geht die Sonne am 19. April genau in der Längsachse auf.
Schauenburg
Auch ein Spektakel, aber ein etwas anderes. Ohne Publikum.

Oder doch? Ist das ein Scherz? Wer neckt uns da?

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