In einem Abstimmungskampf wird gelogen und betrogen. Das berichten drei Wochen vor dem Urnengang zur Erbschaftssteuer seriöse Zeitungen. Es gehören endlich Fakten auf den Tisch.
Die Erbschaftssteuer gefährdet unsere Kultur.
Bald stimmen wir über eine künftige Erbschaftssteuer ab, die nur dort erhoben wird, wo es die Erben angeblich nicht sonderlich schmerzen soll. Das heisst: Wenn sie zwei Millionen und mehr von ihren tüchtigen Eltern erhalten und die Abgabe auf den Nachlass eigentlich gar nicht zu spüren ist. Aber es schmerzt wahrscheinlich dennoch. Einer, der nie etwas erben wird, kann diesen Schmerz gar nicht nachvollziehen. Darum spricht im Abstimmungskampf auch niemand über diesen Schmerz.
Man redet stattdessen um nebensächliche Dinge und um den Brei herum. Besonders die Gegner. Sie behaupten etwa, dass kleine und mittlere Unternehmen in ihrer Existenz gefährdet seien. Auch wenn alle wissen, dass die Initiative für die Erbschaftssteuer genau dies nicht zulässt, so wiederholen sie es trotzdem unablässig. Darum schreibt die bz Basel in ihrer Ausgabe vom 26. Mai im Titel zu Recht: «So dreist wird im Abstimmungskampf gelogen.»
Kultur und Ritual
Die wirklich schlagenden Argumente übersehen die Gegner. Sie liegen zum Beispiel im Humidor. Der im Steuerparadies Wollerau lebende, künftige CEO von Davidoff, Herr Hans-Kristian Hoejsgaard, spricht das Problem in einem Interview mit der BaZ glasklar an. Und zwar – raffinierterweise – ohne das emotionsbeladene Wort «Erbschaftssteuer» auch nur in den Mund zu nehmen. Er erzählt vollkommen wertfrei von der Zigarre «Davidoff Oro Blanco». Diese, so sagt er, «kostet 500 Franken pro Stück. Wir haben die ersten 1500 Zigarren im Nu verkauft. Da steckt die Idee dahinter, etwas Spezielles zu geniessen». Herr Hoejsgaard sagt auch: «Eine Zigarre zu geniessen, hat viel mit Kultur zu tun. Das ist ein Ritual.»
Das sind Worte. Ehrlich jetzt: Können es sich zum Beispiel Erben auch in Zukunft noch leisten, eine Zigarre für 500 Franken zu rauchen, wenn sie einen Teil ihres Erbes an die AHV abgeben müssen? Eben! Wir müssen unsere Kultur und unsere Rituale in Ehren halten.
Auch wenn wir nichts davon haben.