Social gekühlte Eier können tiefgreifende Nebenwirkungen auf die gedankliche Tätigkeit zur Folge haben.
Emmas Eier müssen in den Kühlschrank
Etwa zur gleichen Zeit, als Facebook und Apple bekanntgaben, dass sie ihren karrierebedachten Mitarbeiterinnen das Einfrieren ihrer Eizellen bezahlen würden, hat unsere Emma ihr erstes Ei gelegt. Ein bisschen waren wir enttäuscht, denn Emma ist ein recht stattliches Huhn, doch das Ei war sehr klein. Aber Emma ist eine tüchtige. Sie legt fast jeden Tag so ein Ding und macht mit der Menge und der Qualität ihrer Tätigkeit die geringe Grösse ihrer Eier wett.
Dummerweise hat sich unsere Katze Susi die Angewohnheit zugelegt, sich immer dann ins Hühnernest zu legen, wenn Emma wieder ein Ei von sich gegeben hat. Das ist nicht so gut, denn es soll ja wirklich nicht sein, dass eine Katze ein Ei ausbrütet. Sonst käme das Küken möglicherweise völlig zur Unzeit zur Welt – etwa dann, wenn es seiner leiblichen Mutter aus jahreszeitlichen Gründen völlig ungelegen käme. Deshalb haben wir den Trend der Zeit zum Anlass genommen, Social Cooling einzuführen. Wir klauen das Ei, stellen es in den Kühlschrank und wenn uns dann der Augenblick pässlich erscheint, können wir es einfach wieder herausnehmen und als Drei-Minuten-Ei zum Frühstück verzehren.
Ordnende Zielführung
Auf die Idee, diesen Vorgang Social Cooling zu nennen, wären wir nicht von allein gekommen. Da haben uns schon Facebook und Apple darauf gebracht. «Social» gefällt uns – da ist sowas von ordnender Zielführung drin. Wir sind glücklich, dann ein Frühstücksei pellen zu können, wann immer wir wollen. Emma ist glücklich, ohne Pflichten ihrer täglichen Tätigkeit nachgehen zu können, sie bekommt hin und wieder auch einen Leckerbissen und vergisst ganz, sich zu überlegen, dass sie eigentlich gar nichts zu sagen hat zum ganzen Handel.
Social Freezing würden wir nie machen mit Emmas Eiern. Eier sollte man ja nicht tiefkühlen, das schädigt sie. Ausser man freezt sie social verträglich – mit flüssigem Stickstoff auf minus 196 Grad. Da geht dann gar nichts kaputt. In dieser Kälte könnte man die Eier fast ewig lang aufbewahren.
Schöne, herzige Kinder
Wie die Eizellen der Apple- und Facebook-Frauen. Wenn die dann von ihren Chefs auf der Firmen-Karriereleiter nicht mehr so stark gebraucht werden, sind ihre Eizellen immer noch frisch und unverdorben wie einst. Dann kann man sie befruchten, einsetzen oder wie auch immer und aus den Zellen, die ehemals bei ganz natürlichen minus 196 Grad vor sich hingeschlummert haben entstehen schöne, herzige Kinder. Sie werden dann biologisch ernährt, tragen Fairtrade-Kleidchen, in ihrer Nähe darf niemand rauchen, bei ihren ersten Schrittchen und Gehversuchen tragen sie einen Helm, damit sie sich nicht wehtun beim Umfallen und sicher werden sie nur auf die allerbesten Schulen gehen.