Fussballer suchen den Superlativ

In der Umkleidekabine müssen immer wieder ganz knifflige Situationen erörtert und eingeordnet werden.

SuperlativAm knappsten nicht drin

Franco (28) ist Stürmer und hat sich verletzt. Deshalb ist er im Fitnessclub im Aufbau- respektive Krafttraining. In der Garderobe berichtet er einem Kollegen vom Match am Sonntag. Und zwar von einer Szene, die sich ereignet hatte, bevor er so brutal gefoult worden war. Anfangs der zweiten Halbzeit, erzählt er, habe er «das knappste nicht gemachte Goal geschossen».

Sein Kollege sagte, das sei gar nicht möglich: ein «nicht gemachtes Goal schiessen». Doch, sagt Franco, noch nie habe er so knapp ein Tor nicht gemacht. Das töne schon besser, sagt der Kollege. «Aber wie kann man die ‚Knäppe’ messen, mit der man ein Goal nicht schiesst?»

Franco sah ein, dass er sein nicht gemachtes Goal erklären musste. «Ich habe rechts vor dem Fünfer abgedrückt. Der Ball ging an den linken Pfosten, prallte ab, rollte genau der Linie entlang zum rechten Pfosten, prallte wieder ab und rollte wieder genau auf der Linie zurück. Dann hat ihn ein Verteidiger weggehauen.»

«War er nicht vielleicht doch drin?» fragte der Kollege.

«Nein, nein, das war er todsicher nicht. Drum sag ich ja, ich habe das knappste nicht gemachte Goal in meiner Karriere geschossen.»

«Das geht aber dennoch nicht», sagte der Kollege, «du hast es eben nicht geschossen.»

«Also gut», sagte Franco, «dann sag ich halt: Ich habe das knappste nicht geschossene Goal gemacht. So geht’s, oder?»

«Ja, tönt besser», sagte der Kollege, «aber vorstellen kann man sich das nicht wirklich.»

«Doch, ich habs dir ja erklärt: das knappste nicht geschossene Goal!»

«Und wenn es jetzt einer noch knapper nicht machen würde?»

«Das geht ja eben nicht. Dann wär der Ball über der Linie und drin. Es wäre kein nicht geschossenes Goal.»

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